Der 4. Jahrgang und das WM 34 waren on tour!
TOP Winzerinnen und Winzer in Österreich wie Slowenien!
Gestartet wurde in der Thermenregion beim Johanneshof Reinisch, wo die Gruppe sehr interessante Ausführungen zum Thema vorbeugende Bekämpfung von Frostereignissen erhalten hat. Hannes Reinisch setzt auf ein vielfältiges DNA-Bild im Weingarten, wobei er sich neben der Kennzeichnung von Mutterstöcken für die Edelreisgewinnung vor allem Zierfandler, Rotgipfler, St. Laurent und Pinot Noir widmet. Neue Sorten zum Beispiel aus der Champagne befinden sich bereits im Anbau. Auch die Degustation war für viele ein neues Geschmackserlebnis.
Der Weg führte uns weiter ins Carnuntum in den kleinen aber von Top Betrieben gekennzeichneten Weinort Göttlesbrunn, genauer gesagt zum Weingut Franz & Christina Netzl. Die Entstehung der verschiedenen Bodenprofile wurde uns einprägsam von Christina erläutert. Vor allem der Fasskeller, aber auch neue und sehr saubere Zubau wurde von allen bewundert. Danach konnten wir neben ausgezeichneten PatNAT, auch typische, elegante Carnuntum DAC Weine verkosten und das im schicken Präsentationsraum mit Blick auf die Rieden.
Den Abschluss des Tages erlebten wir im renommierten Weingut Kollwentz im Weinbaugebiet Leithaberg. Wir erfuhren nicht nur die Geschichte der Anerkennung der Rebsorte Cabernet Sauvignon als österreichische Qualitätsrebsorte, sondern viele weitere Details über den Betrieb. Die Abfüllung von Großflaschen bis zu 27 Liter, sind Teil des bewerten Firmenkonzeptes. Das Highlight der Degustation war Blaufränkisch „Steilzeiler“ JG 2004, Jwelcher sich in einer unglaublich, samtigen, eleganten Harmonie präsentierte.
Am 2. Tag wurden wir im Weingut der Gebrüder Nittnaus in Gols, beim Hauptkeller von Hans Michael empfangen. Die Brüder sind sehr innovativ unterwegs, aber auch seit vielen Jahrzehnten durch die Initiative ihrer Eltern sehr erfolgreich im LEH, wie im Ausland vertreten. Das Spektrum der Verkostung reichte von klassischen Weißweinen, bis hin zu ihrem kreativen Rotwein, welcher nach dem Apassimento Verfahren hergestellt wird und den Namen „Dry age red“ trägt; eine ausgezeichnete BA Scheurebe 2020, war ein grandioses Finale.
Weiter ging es zum neuen Produktions- & Präsentationsgebäude von Michael Allacher, Weingut Pannonia. Mehrere 100 Barrique-Fässer in Reih und Glied, sowie eine stylische Vinothek zogen uns in den Bann. Die herrliche Aussicht, aber vor allem die prämierten Weinproben waren faszinierend. Sowohl junge Weiße, als auch alkoholfreie Weine, wie Lagenweine boten ein interessantes Bild der Betriebsphilosophie.
In Rust wurden wir zur Abwechslung im Weingarten von Simon, Jungwinzer aus dem WG Ernst Triebaumer, samt ihrer großen Schaftherde empfangen. Bei dieser Tour erfuhren wir viel über die Bedeutung der Erhaltung von Hecken für die Steigerung der Biodiversität, Schutz vor Wind und Naturgewalten, sowie auch als Schattenspender. Dieser Betrieb setzt sehr auf Nachhaltigkeit mit Begrünungen und vermeidet unnötige Traktorfahrten, um Bodenverdichtungen zu vermindern. Die Weinprobe mit einem Maische vergorenen Traminer waren für viele ein neues Erlebnis oder der Welschriesling „Ungezogen“, welcher sehr lange auf der Hefe reift und unfiltriert in die Flasche kommt, boten einen abwechslungsreichen Blick auf die Welt der neuen Weine.
Am Mittwoch besuchten wir Jacqueline Klein in ihrem schicken Boutique Weingut in Andau. Auf Tröpfchen Bewässerung legt dieses Weingut aufgrund des geringen Niederschlages im Seewinkel besonderen Wert. In wenigen Jahren gelang es ihr, sich einen Namen in der (Rot) Weinwelt zu schaffen. Auch ihr Werbeslogan „Klein macht Wein“ ist Teil ihrer gelungenen Erfolgsstrategie. Die umfangreiche Degustation, samt Brot, im „Klein-Class-Room“ waren ein wunderbarer Start in einen Schultag der charmanten Art.
In Deutschkreutz besichtigten wir das imposante Weingut K&K Kirnbauer. Die Familie spezialisiert sich vor allem auf den Weinausbau in Barriquefässern. „Das Phantom“ ist nicht nur ein hervorragender Rotwein, sondern er erzählt mit seiner aufwendig inszenierten PR-Kampagne, seine immer wieder kehrende Exklusivität. Die Weinprobe samt kleiner Jause, war uns auch mehr als willkommen.
Im Weingut Signo Leonis erklärte uns Patrick Bayer die Firmengeschichte und verglich sich mit einem französischem Negoziant, das heißt sie bewirtschaften selbst keine Weingärten, sondern kaufen die Trauben von Kleinwinzern zu und veredeln diese zu hochwertigen Weinen. Derzeit spielen sie auch eine Vorreiterrolle bei alkoholfreien Produkten, unter der Marke „Zeronimo“. Sogar im Barrique gereifte Rotweine, bieten sie in diesem Segment an.
Am Nachmittag fuhren wir in die wunderschöne Südsteiermark. Hier erfuhren wir die Weinphilosophie der jungen „SIEME“ Winzervereinigung und besichtigten dabei die Kellerei Pichler-Schober. Johannes, wie seine Schwester Anna, besuchten beide das WM. Die Familie hat neben dem Weinbau auch noch eine kleine Pension samt Winzerhaus, als auch einen besonders gemütlichen Buschenschank zu bieten. Nach einer typisch steirischen Verkostung genossen wir eine vielfältige, regionale Winzerjause, im schönen Ambiente des Hauses.
Am Donnerstag waren wir im neu erbauten, imposanten Weingut Hannes Sabathi, in Gamlitz, zu Gast. Raphael Wibmer, WM-Absolvent, erklärte uns mit großer Fachkompetenz die Traubenverarbeitung, wie die Vinifizierung. Der Exportanteil in diesem Betrieb ist bemerkenswert hoch. Fasziniert waren wir auch vom eleganten Verkostungsraum mit herrlicher Aussicht auf die steilen Weingärten. Im 3 ´er Flight wurden uns interessante Gebiets-, Orts-, und Lagenweine präsentiert und die jeweilige Bodenart mit deren Auswirkungen erklärt.
Danach fuhren nach Slowenien, zum „Hisa vina (= WeinhausJ) Doppler“, einem in dritter Generation geführtem „Frauenbetrieb“. Der schicke Verkaufsbereich, welcher 2018 entstand, wurde abgerissen, da ein neues Restaurant erbaut wird. Im Verkostungsaal unter dem Weingut, bekamen wir eine slowenische „Jause“, zur lokalen Sorte „Sipon“ (= Furmint) serviert. Die Weine waren allesamt nicht nur in ihrem vielfältigen modernen Etikettenstil ein Augenschmaus sondern auch eine Gaumenfreude. Jeder Wein erzählt mit seinem Auftritt eine Geschichte über die Familie.
Im slowenischem Weingut & Restaurant OPOK27 wurde uns ein Snack der besonderen Art kredenzt: steirisches Vitello Tonnato, Beef Tartare, … zum PatNAT des Hauses – waren köstlich; danach folgte im „Glasübergang“ mit Blick auf die Barriques und den Stahltankkeller die Degustation mit dem Sommelier des Hauses.
Abends genossen wir im „Schlosskeller Südsteiermark“, welcher kurz vor unserem Besuch mit zwei Hauben ausgezeichnet wurde, ein vorzügliches Degustationsmenü mit exzellenter Weinbegleitung, samt Erklärungen durch den sehr freundlichen Sommelier des Hauses.
Der letzte Tag begrüßte uns mit einer Schneedecke am höchst gelegenen Weingut an der südsteirische Weinstraße: WG Tschermonegg. Der Hausherr, Erwin, führte uns durch die Kellerei und zeigte uns auch die selbst fahrenden Roboter, zum Austragen der Leseboxen. Eine große Arbeitserleichterung, wie er meinte, bei der Handlese in den steilen Weinbergen, welche alle 27 ha um den Hof liegen. Sie waren aufgrund dieser konzentrierten Lage auch Vorreiter bei der Errichtung von Hagelschutznetzen. Im Fasskeller mit einer imposanten Kunstinstallation, einer überdimensional großen Steinhand, welche Trauben hält (soll Gott, wie das Leben und die Winzerarbeit darstellen), wurden neben dem SIEME Sekt, der Sohn des Hauses ist ebenfalls Mitglied, auch der vorzügliche Muskateller Sekt präsentiert. Im modernen, geschmackvollen Buschenschank durften wir das gesamte Sortiment mit interessanten Erklärungen kennen lernen. Die Familie bietet auch Winzerzimmer an und wird in den kommenden Jahren diesen Bereich zu einem Hotel erweitern.
Der Heimweg führte uns ins Vulkanland, wo wir das „Genuss Gut“ Imperium, der Familie Krispel entdecken durften. Nach einem Abstecher zu den Wollschweinen, ging es zum Presshaus der Superlative, es folgten Räumlichkeiten, welche in allen Bereichen kellertechnisch überzeugten, mehrere 7000 l Fässer, usw. bis hin zu den Basalt-Steintrögen, für den B 1 Wein oder für den Neusetzer Speck, Faszination auf allen Ebenen! Das Schnitzerl vom Wollschwein mit zwei auserwählten Weinen war ein würdiger Abschluss für diese Fachreise.
Florian Matzka, WM34