Nachhaltige Bildung braucht die Umsetzung der UN Nachhaltigkeitsziele: Erasmus+ Projekt ERASDG
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Die Wein- und Obstbauschule Krems ist Partner im Erasmus+ KA2 Projekt ERASDG. In diesem Projekt stehen die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Mittelpunkt und wir gehen der Frage nach, wie man Nachhaltigkeit wirklich nachhaltig erlernen kann.
16 Lehrkräfte und Bildungsverantwortliche aus den 8 Partnerländern trafen sich vom 3. -6. Oktober in Krems – zum ersten Mal seit Projektstart am 1. Jänner 2021 auch persönlich. Auf dem Programm standen neben inhaltlichen Themen außerdem Fragen bezüglich Terminplanung und Projektmanagement und dabei besonders die Vorbereitung auf das bevorstehende Treffen von Schülerinnen und Schülern. Die TeilnehmerInnen besichtigten ferner unsere Phytobac Anlage und genossen ein Abendessen mit englischen Weinpräsentationen von Schülern des Weinmanagementlehrganges.
Das Living Lab in Utrecht und Houten in den Niederlanden fand vom 31. Oktober – 6. November statt. 24 SchülerInnen und 16 Lehr- und Betreuungskräfte nahmen daran teil.
In länderübergreifenden Gruppen erarbeiteten die SchülerInnen Vorschläge für die Außenanlagen eines Betreuungsheims für Demenzkranke.
Dabei war es notwendig, mit allen betroffenen Stakeholdern wie z.B. Bauherren, Gemeindevertretern, benachbartem Kindergarten und anderen Sozialeinrichtungen in Houten Kontakt aufzunehmen um eine für alle akzeptable Lösung zu finden.
Kennst du die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen?
Am besten lernt man spielerisch in der Gemeinschaft. Das Brettspiel der Vereinten Nationen mit den unterschiedlichsten Fragen zu den verschiedenen Zielen half den Schülerinnen und Schülern sich auch besser kennenzulernen.
Roya Lilu Hergert und Manuel Türk (beide 2. Jahrgang) vertraten gemeinsam mit Elisabeth Hönigsberger und Bernhard Dirnberger die Wein- und Obstbauschule Krems.
Im Februar 2022 wird dieser Lernzugang in einer Projektwoche im 4. Jahrgang getestet. Dazu wird eine Problemstellung aus dem Weinbau bzw. der Kellerwirtschaft gewählt und mit beteiligten Stakeholdern zusammengearbeitet.
Der Klimawandel ist real, wir alle müssen für eine Veränderung unser Bestes geben.
Je ein Mitglied pro Gruppe wurde mit dem Boundary Crossing Award ausgezeichnet. Boundaries – also Grenzen wie z.B. Sprache, Alter oder Nationalität – hindern uns oft daran, kreativ und angstfrei zusammenzuarbeiten. Diese eigenen Grenzen müssen überwunden werden um wirklich nachhaltige Veränderungen zu erzielen. Herzlichen Glückwunsch an Roya, sie war eine der Ausgezeichneten!
Wie haben die österreichischen TeilnehmerInnen die Living Lab Auslandsprojektwoche erlebt?
Bernhard Dirnberger
Schon vor gut 10 Jahren durfte ich bei ähnlichen internationalen Projekt in Holland und Spanien teilnehmen. Damals noch als Schüler der LFS Edelhof, ebenfalls begleitet von 2 Lehrkräften. Dementsprechend leicht ist mir die Entscheidung gefallen nun als Lehrkraft der LFS Krems die Möglichkeit zu nutzen internationale Kontakte zu knüpfen, Diskussionen zum Klimaschutz zu führen, neues Wissen zu Unterrichtsmethoden zu erwerben, Sprachkenntnisse zu verbessern und Lösungsansätze hinsichtlich Nachhaltigkeit und Ressourcennutzung im Obst- und Weinbau sowie Kellerwirtschaft zu gestalten.
Für mich waren speziell die neuen Erkenntnisse im Bereich des Coachings eine große Erfahrung um sozusagen den Unterricht vom Lehren ins Coachen überzuleiten. Ziel dabei ist es Ideen zur Gestaltung des Unterrichts, anstatt von reinen, für die SchülerInnen kräftezehrenden Fachvorträgen in der Klasse hin zum Anleiten und Begleiten im Lern- und Forschungsprozess zu erarbeiten. So sollen Schülerinnen und Schüler selbst mithilfe ihrer fachlichen und sozialen Kompetenzen zu nachhaltigen Lösungsansätzen kommen.
Ebenso ein wichtiger Punkt ist es, auch für uns Landwirte und Winzer, nachhaltige und ressourcenschonende Verbesserungsvorschläge für die Praxis zu gestalten. Wie zum Beispiel den Wasseraufwand im Keller zu reduzieren oder das Abwasser aus der Kellerwirtschaft nochmals zu verwenden.
Roya Lilu Hergert
Das Erasmus+ Projekt ist meiner Meinung nach für jeden geeignet. Entgegen meiner Erwartung sind die persönlichen Kenntnisse in Englisch eher unwichtig da sich jeder gegenseitig unterstützt. Am Anfang war ich skeptisch wie es sein würde in einer Gruppe in der man sich teilweise nicht versteht, mit Menschen die man nicht kennt aber nach kurzer Zeit ist man bereits zu einem Team zusammengewachsen und jeder wird so genommen wie er ist. Es geht nicht darum wer am lautesten ist und Entscheidungen wurden immer mit der ganzen Gruppe besprochen. Wenn wir nicht mehr weitergewusst haben (was natürlich selten so war), haben wir die uns zugeteilten „Coaches“ nach Feedback oder Hilfe gefragt.
Gemeinsame Ausflüge und Spaziergänge haben die Gemeinschaft noch verstärkt und waren eine entspannte Abwechslung. Obwohl wir viel Spaß miteinander gehabt haben, haben wir unser Ziel nicht aus den Augen verloren, wir haben viel diskutiert, nachgedacht oder anderen bei Ihren Ideen geholfen. Es waren alle motiviert bei der Sache auch ganz ohne Druck.
Ich kann es jedem nur empfehlen an einem solchen Projekt teilzunehmen und würde es selbst jederzeit wieder tun. Man versucht nicht nur gemeinsame Ideen zu verwirklichen, sondern knüpft auch Freundschaften. An den Nachmittagen nach dem Projekt haben wir oft was gemeinsam unternommen wo jeder willkommen war. Mit einer Gruppe von Schülern aus unterschiedlichsten Ländern haben wir uns die Stadt angeschaut. Utrecht ist wunderschön mit den kleinen Kanälen und Brücken die man überall findet. Durch den alten Stadtkern mit den kleinen Häusern die meistens schief stehen hat die verhältnismäßig große Stadt für Holland nochmal sein ganz eigenes Flair. Anders als Krems ist Utrecht sehr lebendig, überall sind Menschen bis spät am Abend unterwegs. Trotzdem die Straßen ziemlich voll sind, herrscht keine stressige Stimmung, sondern eine eher freundliche Atmosphäre, so dass alle gut gelaunt scheinen.
Nicht nur die Teilnahme am Projekt, sondern auch die Niederlande sind sehr zu empfehlen. Ich hab mich gefreut die Stadt sehen zu dürfen und am Living Lab teilgenommen zu haben.
Manuel Türk
Am ersten Tag waren alle ziemlich schüchtern und zurückhaltend, das wurde von Tag zu Tag immer besser, sodass am dritten Tag jeder in der Gruppe schon ziemlich viel miteinander kommuniziert hat. Ich habe einiges dazu gelernt von meinen GruppenkollegenInnen, ein paar Wörter in deren Sprache, und auch etwas über deren Ländern (Dänemark, Finnland, Polen, Holland, Spanien). Ich habe mich gut ausdrücken können auch wenn mein Englisch nicht das Beste ist, hat es immer ohne Probleme funktioniert. Niederlande ist ein wunderschönes Land, die Häuser, Landschaft, Kanäle und die Menschen, die ich kennen lernen durfte, sind wunderbar. Es fahren extrem viele Fahrräder in den Städten z.B. in Utrecht. Ich kann es jedem empfehlen einmal Urlaub in diesem Land zu machen, da es ein großartiger Ort dazu ist. Wenn ich nochmal an so einen Schüler-Projekt teilnehmen darf, würde ich die Chance sofort ergreifen und teilnehmen. Ich kann es jedem Schüler, jeder Schülerin empfehlen bei so einem Projekt mit zu machen da es eine gute Erfahrung ist, und man viel dazu lernt, über sich selbst, andere Länder, Kulturen, Menschen – und natürlich auch Englisch.
Elisabeth Hönigsberger
Europäische Projekte in dieser herausfordernden Zeit? Die geringe Planungssicherheit begleitet uns seit Projektbeginn; das erste SchülerInnen-Treffen musste schon online stattfinden. Deshalb war die Freude noch größer, alle europäischen KollegInnen persönlich zu treffen. Keine Online-Phase kann ein wirkliches Treffen ersetzen. Lernen ist manchmal vielleicht ein rein mechanischer Faktor – aber die persönlichen Beziehungen, Gefühle, die Gemeinschaft, gemeinsamer Erfolg machen in meinen Augen erst die Nachhaltigkeit im Lernen aus. All das haben wir auch bei den Online-Meetings versucht – das Treffen in den Niederlanden hat uns eines Besseren belehrt. Als Koordinatorin bin ich stolz auf meine junge Truppe, die Rückmeldungen machen mich zuversichtlich, dass internationale Beziehungen für die Wein- und Obstbauschule Krems auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen können.
Um ein Land wirklich kennenzulernen, ist es auch notwendig, ein paar Wörter in der Landessprache zu sprechen! Hier eine kleine Sammlung von Roya und Manuel. Die Verwandtschaft der beiden Sprachen – Deutsch und Niederländisch – lässt sich leicht erkennen. Zur intensiveren Übung gibt es die Übersetzung ins Englische! goed – good andere – other kan – can denken – think proberen – try dier – animal wonen – live huis – house mensen – people studie – study |
Was ist ein “Walking Dinner”? Ein 3-gängiges Abendessen in 3 verschiedenen Restaurants? Eine wunderbare Idee die Stadt Utrecht kennenzulernen. Nach der Vorspeise wurden wir von unserem Stadtführer abgeholt. Nach einem 1-stündigen Stadtspaziergang brachte er uns zum Hauptgang und führte uns anschließend zur Nachspeise. Alle TeilnehmerInnen waren sich einig, dass diese Art von Abendessen sehr entspannend war und man mit den unterschiedlichsten Kolleginnen und Kollegen zusammensitzen konnte!
Fahrräder in und aus allen Richtungen!
Der wohl augenscheinlichste Unterschied zwischen Österreich und den Niederlanden findet sich in der Mobilität. Große Bereiche der Stadt Utrecht sind verkehrsberuhigt, Autos sind kaum zu sehen. Dafür muss man sich an die große Zahl der RadfahrerInnen gewöhnen. Die größte Fahrrad-Parkgarage unter dem Bahnhof Utrecht Centraal: Über 12.000 Fahrräder können hier sicher abgestellt werden. Zusätzlich finden hier 1000 Leihräder Platz. Die Parkgarage ist rund um die Uhr geöffnet und die ersten 24 Stunden sind gratis.
Nützlingshotel einmal anders!
Mehrere Nützlingshotels säumen die Einfahrt zur Schule Yuverta in Houten, ca. 10 km von Utrecht. Die offene Seite ist von der Straße abgewandt.
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